In The Chile Project erzählt Sebastian Edwards die bemerkenswerte Geschichte, wie das neoliberale Wirtschaftsmodell – das während der Pinochet-Diktatur in Chile eingeführt und in drei Jahrzehnten linker Regierungen vertieft wurde – im Jahr 2021 zu Ende ging, als Gabriel Boric, ein junger ehemaliger Studentenaktivist, zum Präsidenten gewählt wurde und schwor: „Wenn Chile die Wiege des Neoliberalismus war, wird es auch sein Grab sein.“ Das Chile-Projekt ist mehr als die Geschichte eines lateinamerikanischen Landes, es ist eine Geschichte hinter den Kulissen der Ausbreitung und der Folgen des marktwirtschaftlichen Denkens, das die Wirtschaftspolitik in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts auf der ganzen Welt beherrschte – jetzt aber auf dem Rückzug ist.

1955 rief das US-Außenministerium das „Chile-Projekt“ ins Leben, um chilenische Wirtschaftswissenschaftler an der Universität von Chicago, der Heimat des Liberalisten Milton Friedman, auszubilden. Nachdem General Augusto Pinochet 1973 den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende gestürzt hatte, setzten Chiles „Chicago Boys“ in den folgenden siebzehn Jahren das reinste neoliberale Modell der Welt um, indem sie ein umfassendes Privatisierungs- und Deregulierungspaket durchführten, eine moderne kapitalistische Wirtschaft schufen und das Gerede vom „chilenischen Wunder“ entfachten. Doch unter dem Deckmantel des Erfolgs wuchs eine tiefe Unzufriedenheit mit den enormen Ungleichheiten, die der Neoliberalismus verursacht hatte. Im Jahr 2019 brachen im ganzen Land Proteste aus, und 2022 begann Boric seine Präsidentschaft mit einem klaren Mandat: dem Neoliberalismus ein Ende zu setzen.

Das Chile-Projekt erzählt die faszinierende Geschichte der Chicago Boys und der chilenischen Revolution der freien Marktwirtschaft und bietet damit eine wichtige neue Perspektive auf die Geschichte des Neoliberalismus und seinen heutigen globalen Niedergang.

Quelle: The Chile Project. The Story of the Chicago Boys and the Downfall of Neoliberalism

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