Von Ralf Keuper

Der Abstieg einst mächtiger Imperien setzt für gewöhnlich auf dem Höhepunkt ihrer Macht ein. Insofern klingt die Behauptung durchaus plausibel, der Erfolg von Google, Amazon, facebook und Apple (GAFA) sei nicht von Dauer. In How the personal data extraction industry ends  schrieb Doc Searls vor einigen Monaten über das bevorstehende Ende des Geschäftsmodells der Datenkraken.

But I also worry because I consider both Facebook and Google epiphenomenal. Large and all-powerful though they may be today, they are (like all tech companies, especially ones whose B2B customers and B2C consumers are different populations—commercial broadcasters, for example) shallow and temporary effects rather than deep and enduring causes.

Für einige geht die größte Bedrohung für GAFA von der Blockchain-Technologie aus, die dem Organisationsprinzip der zentralistisch gemanagten Plattformen widerspricht (Vgl. dazu: Facebook’s Blockchain Problem & Facebook – Warum die Blockchain-Technologie die größte Gefahr für Zuckerberg ist). Sobald die Nutzer durch die Blockchain-Technologie oder überhaupt die Distributed Ledger Technologies in die Lage versetzt werden, ihre personenbezogenen Daten und Digitalen Identitäten unter ihre Hoheit zu nehmen und der “Webfehler” des Internet damit behoben wird (Vgl. dazu: Der eigentliche “Webfehler” des Internet), verlieren Facebook & Co. ihre Geschäftsgrundlage, die auf dem mehr oder weniger uneingeschränkten Zugriff auf die Daten der Nutzer basiert (Vgl. dazu: Dezentrale Buchführung – Blockchain gehört unsere Zukunft).

Der Chef der Strategieberatung Roland Berger glaubt in der Künstlichen Intelligenz das größte Bedrohungspotenzial für GAFA zu erkennen ( Vgl. dazu: Roland-Berger-Chef sieht Google scheitern). Warum ausgerechnet die Künstliche Intelligenz Grund für das Scheitern von Google, Amazon & Co. sein soll, die auf diesem Gebiet seit Jahren sehr aktiv sind, leuchtet nicht ein. Eher scheint es sich dabei um die üblichen Analysen der Strategieberatungen zu handeln, die mittlerweile immer einfallsloser werden, was wohl auch darin liegt, dass die Beratungen selber durch die Digitalisierung unter Druck geraten sind und ihr Rat nicht mehr so gefragt ist (Vgl. dazu: Unternehmensberater: Gefangen in der Welt von GesternParadigmenwechsel im Management Consulting #1). In seinem Buch The Lords of Strategy bemängelte Walter Kriechel, dass den Strategieberatungen in den letzten Jahrzehnten keine echte Innovation mehr gelungen sei.

Der Erfolg von Google, facebook und Amazon gründet sich nicht darauf, dass deren Gründer zuvor den Rat von McKinsey & Co. eingeholt haben. Hätten sie das getan, wären sie wohl nie an den Start gegangen. So werden es auch kommende Disruptoren halten.

Wie auch immer.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass GAFA den Zenit, wenn nicht überschritten, so doch langsam erreicht hat. In Zukunft wird der wichtigste Rohstoff der Datenökonomie, die Daten und Informationen, nicht mehr so leicht zugänglich sein, wie bisher. Regulatorische Bestimmungen, wie die GDPR und ePrivacy-Richtlinie machen auch GAFA das Geschäft schwerer. Hinzu kommt, dass in den Regionen, die bislang kein Gegengewicht zu GAFA haben bilden könne, vor allem in Europa, das Bewusstsein für die Abhängigkeit der eigenen Wirtschaft wächst. Wenn Daten der wichtigste Rohstoff für die Wirtschaft der nächsten Jahre, Jahrzehnte sind, dann muss Europa selber in die Rohstoffgewinnung und – versorgung einsteigen. Ein Schlüsselrolle übernehmen dabe die Digitalen Identitäten als größte Aggregationsstufe der personenbezogenen Daten, aber auch die der technischen Objekte. Erst dann ergibt die Anwendung von Verfahren der Künstlichen Intelligenz Sinn (Vgl. dazu: Big Data: Welche Informationen wollen/brauchen wir?). Korrelations- oder Bullshit-Bingo auf Power Point-Folien hilft nicht weiter. Zunächst müssen die richtigen Fragen gestellt werden, wie schon Ted Levitt forderte:

What is needed is discrimination in the supply and use of data, not their sheer abundance, regardless of relevance. Discrimination cannot be experienced in a vacuum. Magnitudes must be limited to what is relevant and comfortably usable. The effective use of information is governed by the prinicple of parsimony: limit it to the more-or-less precise purpose at hand. A good thing is not necessarily improved by its multiplication. The governing question is: what is the question to be answered, the problem to be illuminated, the matter to be explored, the issue to be defined? And it is precisely because these are not self-defining concepts that it is essential to think them trough in advance, because not amount of data will tell you what information you´ll need to get at the right questions. (Thinking about Management).

Die dominierende Marktstellung von GAFA wird so lange anhalten, bis neue Standards und dezentrale Infrastrukturen im Internet eingeführt sind (Vgl. dazu: Die Zukunft des Internet in der Identity Economy). Früher oder später wird dieses Szenario eintreten und GAFA wird quasi automatisch disrupted – ganz ohne Kartellrecht.

Ein Gedanke zu „Werden Google, Amazon, Facebook und Apple (GAFA) schon bald “disrupted”?“

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