Von Ralf Keuper
Die Beratungsbranche tut sich ausgesprochen schwer, ihr Angebot an die Herausforderungen der digitalen Ökonomie anzupassen. Zu sehr hat sich in den Köpfen und Verfahren ein Denken verfestigt, das seinen Ursprung im Industriezeitalter hat. Die Beratungsangebote kreisen um die Begriffe Standardisierung, Effizienz, Prozesse, Kosteneinsparungen, Benchmark, Best Practices und neuerdings Innovation. Es scheint, als sei die Branche, in Anlehnung an die autobiografische Erzählung von Stefan Zweig, in der Welt von Gestern gefangen.
Einige Vordenker, wie Jay Deragon, prophezeien der Beratungsbranche daher auch einen tiefgreifenden Wandel, ähnlich dem, den viele ihrer Kunden bereits vollzogen haben oder dem sie zum Opfer gefallen sind. Kurzum: In etwa das, was der von Beratern so häufig zitierte Clayton Christensen als Innovator’s Dilemma umschrieben hat.
Kennzeichen des Innovator’s Dilemma ist, dass die betreffenden Unternehmen es verpasst haben, frühzeitig nach Veränderungen Ausschau zu halten, die das eigene Produktangebot oder Geschäftsmodell obsolet machen können. Als Paradebeispiel dient Christensen dabei die Computerbranche. Dort haben Firmen wie Digital Equipment, Wang und Nixdorf den Siegeszug des PC unterschätzt und eisern an ihrer Strategie festgehalten, auch dann noch, als die Marktanteile und Verkaufszahlen rasant zu fallen begannen. Christensen macht für diese Kurzsichtigkeit mehrere Faktoren verantwortlich. Neben dem Denken in veralteten Kategorien ist dafür auch das jeweilige Netzwerk verantwortlich, in dem sich di…