Clayton Christensens Klassiker „The Innovator’s Dilemma“ erklärt, warum gerade die besten Unternehmen scheitern, wenn sich die technologischen Spielregeln ändern. Seine Analyse trifft den Kern dessen, was sich derzeit in der deutschen Industrie abspielt: Technische Exzellenz und konsequente Kundenorientierung – die beiden Säulen des deutschen Erfolgsmodells – werden bei disruptiven Technologien zur existenziellen Falle.


Clayton Christensen hat mit seinem Buch „The Innovator’s Dilemma“ einen der einflussreichsten Beiträge zur Managementliteratur der vergangenen Jahrzehnte vorgelegt. Seine zentrale These ist so einfach wie verstörend: Herausragende Unternehmen können alles richtig machen und trotzdem ihre Marktführerschaft verlieren – oder ganz verschwinden.

Die Erklärung liegt nicht in mangelnder Kompetenz oder fehlender Innovationsbereitschaft. Im Gegenteil: Gerade weil diese Unternehmen ihre etablierten Prozesse perfektioniert haben, gerade weil sie auf ihre Kunden hören und ihre Ressourcen rational allokieren, werden sie blind für disruptive Veränderungen. Die Routinen des Erfolgs werden zu den Fesseln des Untergangs.

Das Gefängnis der Wertschöpfungsnetzwerke

Christensen führt das Konzept der Wertschöpfungsnetzwerke ein, um zu erklären, warum etablierte Unternehmen bei nachhaltigen Innovationen führen, bei disruptiven jedoch systematisch versagen. Jedes Unternehmen bewegt sich in einem spezifischen Kontext: Es erkennt Kundenbedürfnisse, löst Probleme, beschafft Inputs und reagiert auf Konkurrenten – alles im Rahmen eines gewachsenen Netzwerks von Beziehungen und Erwartungen.

Die Wettbewerbsstrategie und insbesondere die frühere Wahl der Märkte bestimmen, wie ein Unternehmen den wirtschaftlichen Wert einer neuen Technologie wahrnimmt. Diese Wahrnehmungen determinieren wiederum, welche Gewinne verschiedene Unternehmen durch die Verfolgung nachhaltiger oder disruptiver Innovationen zu erzielen erwarten. Das Ergebnis ist vorhersagbar: Die erwarteten Gewinne führen dazu, dass Ressourcen in Richtung nachhaltiger Innovationen fließen – und weg von disruptiven.

Die deutschen Automobilzulieferer sind…