Wie verändert die Digitalisierung der Offshore-Ölindustrie grundlegend unser Arbeits- und Wissensverständnis?
Die Digitalisierung steht heute im Mittelpunkt der öffentlichen und akademischen Diskussion und stellt in Frage, wie wir arbeiten und wie wir wissen. In Digital Oil untersucht Eric Monteiro anhand der norwegischen Offshore-Öl- und -Gasindustrie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die verkörperte Arbeit und zeigt dabei, wie unsere Nutzung neuer digitaler Technologien die Arbeit und das Wissen verändert.
Jahrelang haben Raufbolde die gefährliche und schwerfällige Arbeit der Ölförderung übernommen, die drei Meilen unter dem Meeresboden entlang des norwegischen Festlandsockels liegt. Heute ist die norwegische Ölindustrie weitgehend digital, wird von Sensoren bedient und von Daten gesteuert. Digitale Darstellungen physikalischer Prozesse bilden die Grundlage für Arbeitspraktiken und Entscheidungsfindung in ferngesteuerten, unbemannten Tiefseeanlagen. Auf der Grundlage von zwei Jahrzehnten eingehender Interviews, Beobachtungen, Nachrichtenausschnitten und Studien über diese Branche hebt Monteiro in Digital Oil die Kluft zwischen dem Virtuellen und dem Physischen auf.
Was wird gewonnen oder verloren, wenn Objekte und Prozesse zu algorithmischen Phänomenen werden und das Digitale vom Physischen abgeleitet wird? Wie können datengesteuerte Arbeitspraktiken und operative Entscheidungen die qualitative Interpretation, das professionelle Urteilsvermögen und die Bewertung angleichen? Wie ermöglichen aufkommende digitale Plattformen und Infrastrukturen als Maschinen des Wissens die Digitalisierung? Bei der Beantwortung dieser Fragen bietet Monteiro eine neuartige Analyse der Digitalisierung als Versuch, die Grenzen der Quantifizierung des Qualitativen zu überwinden.
Quelle: Digital Oil. Machineries of Knowing