Die neue entscheidende Quelle des Reichtums ist heute das Wissen und die Anwendung auf die Produktion. Die Erzeugung von Wissen durch Forschung und Entwicklung, die effiziente Nutzung und Verteilung des neu geschaffenen Wissens und seine schnelle Umsetzung in neue Produkte, Produktionsprozesse und Dienstleistungen – dies sind die zentralen produktiven Tätigkeiten in der Informationswirtschaft. Die neuen Industrien sind „Wissens-Industrien“. Ihr strahlendes Beispiel ist Microsoft. Während General Motors, das größte Unternehmen der Welt, Hunderte von Fabriken mit teuren Ausrüstungen besitzt, besteht das Vermögen von Microsoft im Kern aus einem kleinen Bestand von Software-Programmen wie dem Betriebssystem Windows und aus einem Campus in Redmond/Washington, auf dem hochtalentierte Software-Techniker neue Programme entwickeln. Dennoch wird an den Weltbörsen Microsoft viermal so hoch bewertet wie General Motors. …
Wie im Innern der Nationen, so werden Reichtum und Macht auch zwischen den Nationen neu verteilt. Nicht mehr die Herren über Land und Kapital bilden die führenden Nationen der Welt, sondern die Herren über Wissen und Technologien. Technologische Macht bestimmt die Rangordnung der Nationen, selbst militärische Macht wird zur Funktion von Informations- und Raumfahrttechnik. ..
Diese neue Machtverteilung zieht einen grundlegenden Wandel der Weltpolitik nach sich. Die fortgeschrittenen Länder treten aus der Ära der GEO-Politik in die Ära der Geo-Ökonomie ein. Wo sie einst um Territorien und Kolonien kämpften, kämpfen sie jetzt um technologische Führerschaft.
Quelle: Konrad Seitz. Wettlauf ins 21. Jahrhundert. Die Zukunft Europas zwischen Amerika und Asien