Deutschland ist für seine Familienunternehmen bekannt, die das Eigentum am Unterneh- men innerhalb der Familie halten und es familienintern an die nächste Generation übergeben. Allerdings ziehen immer mehr Unternehmenseigentümer in Betracht, ihr Unternehmen an Externe zu verkaufen, wodurch sich die institutionalisierte Form des Eigentumstransfers von Unternehmen stark wandelt. In diesem Discussion Paper analysieren und erläutern wir diesen sich seit den 1990er-Jahren vollziehenden Wandel, der den Familienkapitalismus in Deutschland grundlegend verändert. Wir setzen uns aus der Perspektive einer Soziologie des Eigentums mit familieninterner Nachfolge als spezifischem Transferregime auseinander und zeigen, wie dieses Regime problematisiert und allmählich umgestaltet wurde. Anhand der Analyse einer umfangreichen Sammlung von Dokumenten und Archivmaterialien sowie von 27 Experteninterviews veranschaulichen wir, wie sich ein neues Transferregime – das Exit-Regime – herausbildet, das den Eigentumstransfer zwischen „Gründern“ über moderierte Vermittlung koordiniert. Unsere Studie leistet einen Beitrag zur Forschung über Familienkapitalismus und Nachfolge, indem sie verdeutlicht, wie Familienkapital finanzialisiert wird, ohne dabei selbst zu Finanzkapital zu werden, solange die Familie mit dem Gründer als persönlichem Bezugspunkt ersetzt wird.

Quelle: Bitter Adjustment for German Family Capitalism Succession and a Changing Ownership Transfer Regime