Sobald ein Unternehmen verkündet, einen beträchtlichen Teil seiner Belegschaft abzubauen, ertönen in den sozialen Netzwerken, wie auf X bzw. twitter, Stimmen, die diese Entscheidungen auf die Wirtschaftspolitik der aktuellen Regierung zurückführen. So sehr man die Politik der Regierung auch kritisieren kann bzw. muss, so bleibt doch festzuhalten, dass die Probleme, wie bei Miele, in den meisten Fällen hausgemacht sind.
Die Premiumhersteller wie Miele haben sich viel zu lange auf ihre Marke verlassen und Preise verlangt, die durch die Qualität der Produkte, so jedenfalls die Stimmen einer steigenden Anzahl von Kundinnen und Kunden[1]Trustpilot, nicht mehr gerechtfertigt sind. Anbieter wie Samsung und LG haben es verstanden, ihre Produkte smarter zu machen und bei der Qualität aufzuholen. Außerdem kann Samsung Verbundeffekte nutzen, wie z.B. aus dem Smartphone-Geschäft, welche Miele nicht zur Verfügung stehen. Waschmaschinen und Trockner sein nun mal kein Statussymbol, sondern Gebrauchsgüter.
Ähnlich verhält es sich mit der Automobilindustrie, wo die OEMs ebenfalls in die Premium-Falle getappt sind. Die Zulieferer haben ebenso wie die Hersteller zu lange am Verbrenner festgehalten. Sie sind schon lange nicht mehr in der Lage, so seinerzeit Helmut Becker, im Volumengeschäft noch auskömmliche Erträge zu erwirtschaften[2]“Ausgebremst. Wie die Automobilindustrie Deutschland in die Krise fährt” von Helmut Becker. Mercedes flüchtet derweil ins Luxus-Segment. Wie sehr die Branche die Zukunft verschlafen hat, zeigte besonders eindrücklich der Diesel-Skandal. Der ehemalige Entwicklungschef von Audi, Peter Mertens, prophezeite seiner Branche im Jahr 2020 eine düstere Zukunft.
Mertens sagte, dass Deutschland beim Thema Elektroautos und vor allem in Sachen Batterietechnologie noch einiges aufzuholen hätte. Alle Akteure hätten “ein Stück weit geschlafen”, als es darum ging, funktionierende Konzepte für die Elektromobilität aufzustellen. Mit “Alle” bezieht sich Mertens auf die Autobauer, die Zulieferer und die Politik. Seiner Meinung nach wird der bevorstehende Kampf um die Spitze “blutig werden”[3]“Es wird blutig”: Ex-Audi-Entwicklungschef attackiert die deutsche Autoindustrie.
Die Chemieindustrie hat jahrelang von günstigem Gas aus Russland profitiert und es versäumt, eine Strategie für den Fall zu entwickeln, dass diese Quelle versiegt[4]Jetzt rächt sich die fahrlässige Russland-Liebe des deutschen Chemie-Riesen. Der größte Chemiekonzern der Welt, BASF, leidet bereits sei Jahren an Orientierungslosigkeit[5]Der ungebremste Fall von BASF. Bayer hat sich mit der Übernahme von Monsanto inzwischen unkalkulierbare Risiken eingehandelt[6]Monsantos teure Mitgift[7]Glyphosat-Prozess: Bayer in USA zu Milliarden-Schadensersatz verurteilt[8]Glyphosatfiasko: Bayers verheerende Fehler[9]Vorzeichen des Niedergangs? Die bedrohliche Notlage zweier deutscher Industrie-Riesen.
References