Auszug aus einem Interview in KM – Das Monatsmagazin von Kulturmanagement Network mit Dr. Thilo Lang (TL) vom Sonderforschungsbereich „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungbedingungen“ an der Universität Leipzig.

KM: Welche Herausforderungen existieren für Unternehmen in peripheren Lagen?

TL: Wir haben derzeit einen politischen und gesellschaftlichen Diskurs, der die großen Städte als besonders innovativ, als kulturell aktiver, als attraktivere Lebens- und Arbeitsorte darstellt. Dem gegenüber stehen die peripherisierten Regionen, denen diese Eigenschaften abgesprochen werden. Aber blickt man auf die Unternehmensentwicklungen stimmt die Annahme nicht unbedingt mit der Realität überein. Es gibt hoch innovative Unternehmen in peripheren Regionen, die man dort nicht vermuten würde. Aus unternehmerischer Sicht wird dieser Diskurs dann problematisch, wenn man sich Gedanken um Fachkräfte machen muss. Wenn das benötigte Personal diesem vorherrschenden Meinungsbild folgt und lieber in der Großstadt wohnen möchte, dann hat man große Schwierigkeiten, hochqualifizierte Fachkräfte an die peripheren Unternehmensstandorte zu locken. …

KM: Wir alle hören immer wieder von den Unternehmen aus der Provinz, die weltweit agieren. Das ist auch eines Ihrer aktuellen Forschungsprojekte. Wer sind diese „Weltmarktführer auf dem Lande“?

TL: Unser Ausgangspunkt war dieser Diskurs, der besagt, dass es vor allem die deutschen Großstädte sind, die als besonders innovativ und global vernetzt gelten und daher präferierte Standorte für innovative Firmen sind. Wenn dieses Bild zutrifft, müsste auch der proportional größere Anteil der als innovativ geltenden Unternehmen in diesen Städten verortet sein. Daher haben wir uns die deutschen Weltmarktführer als Beispiel herausgenommen und sie von ihrer Lage her analysiert. Wir konnten feststellen, dass dem nicht so ist. Auch in Gemeinden in peripheren Lagen, weit ab von den großen Agglomerationen, existiert eine im Verhältnis zur Einwohnerzahl ausgeglichene Anzahl von hochinnovativen und global vernetzten Unternehmen. Daraus kann man schließen, dass für Unternehmen in Deutschland der Standort keine so große Relevanz hat, wie er es aufgrund dieses Diskurses haben müsste.

Weitere Informationen:

Westfalen – stark auch und gerade ohne „Metropolregion“

Die Bedeutung der „Schöpferischen Peripherie“ für das Banking

 

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