Von Ralf Keuper
Was waren das doch noch für Zeiten als Bertelsmann, News Corporation, Vivendi, Sony und Time Warner das internationale Mediengeschäft unter sich aufteilen konnten. Es hätte auch alles so bleiben können, wenn nicht Google, Apple und Amazon das Mediengeschäft quasi über Nacht an sich gerissen hätten. Seitdem dominiert Amazon den Buchhandel, im Musik- und Filmgeschäft kommt kaum noch jemand an Apple vorbei und für die Informationssuche im Internet ist Google der Platzhirsch. Was bei Google nicht gefunden wird, gibt es eigentlich nicht. Da bleibt für die Majors häufig nur noch die Statistenrolle und die Beschwörung des eigenen, unverwechselbaren Contents, der letztlich doch nur Massenware ist.
Tim Renner, einige Jahre Chef von Universal Music in Deutschland und seit kurzem Kulturstaatssekretär von Berlin, legt in seinem Buch Kinder. Der Tod ist gar nicht so schlimm. Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie den Finger in die Wunde.
Renner beschreibt einen Zustand satter Zufriedenheit, der sich bei den Majors über die Jahrzehnte hatte bilden können. Wozu innovativ sein, wenn Künstler, Kunden und Handel eh nicht an uns vorbei kommen?
Vertikale Integration scheint für die Musikindustrie eigentlich immer nur zu bedeuten, dass sie sich integrieren lässt, sobald eine technische Innovation durchzusetzen ist. Auch in Zeiten gewaltiger Umsätze und Renditen, ob in den zwanziger, sechziger, siebziger oder neunziger Jahren, unternahm sie selbst nie einen ernsthaften Anlauf, den Spieß umzudrehen, die Geräte offensiv an sich zu binden und somit Entwicklungen selbst moderieren zu können. Es scheint, als würde sich die Innovationskraft der Musikfirmen in der Konzentration auf den Inhalt ersc…