Von Ralf Keuper
Es ist einer der größten Finanzskandale der letzten Jahrzehnte: Der Fall Enron. Um die Jahrtausendwende herrschte an den internationalen Börsen allgemeine Goldgräberstimmung. Jedes Geschäft, das Profit versprach, war er auch noch so „imaginär“, konnte auf großzügige Geldgeber hoffen. Diese Stimmung machte sich die Führung des Energiekonzerns Enron aus dem texanischen Houston zunutze. Der Konzern, der sich selbst als das großartigste Unternehmen der Welt bezeichnete, stürzte nach einem rasanten Aufstieg, auf dessen Höhepunkt Enron zu den zehn größten Unternehmen der USA gehörte, ins Bodenlose. Um die Börsen zufrieden zu stellen und die Bonuszahlungen rechtfertigen zu können, vermeldete das Unternehmen einen Rekordgewinn nach dem anderen. Der Umsatz erreichte immer neue Höhen. Im Jahr 2001 stellte sich heraus, dass die von Enron gemeldeten Geschäftszahlen nicht der Realität, sondern tatsächlich der Imagination entsprachen. Auf einmal kam ein riesiger Schuldenberg zum Vorschein. Weiterhin stellte sich heraus, dass es sich bei Enron weniger um einen Energiekonzern, als vielmehr um eine Brokerfirma handelte, die hohe Risiken einging und dabei mit sog. „virtual assets“ handelte.
Zum Fiasko wurde der Enron-Skandal für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson, die daraufhin von der Bildfläche verschwand.
Ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hatten sich die Rating-Agenturen Standard & Poor’s und Moody’s, die Enron noch kurz vor der Insolvenz eine vorzügliche Bonität bescheinigten. Während des Finanzskandals sollten die Ratingagenturen erneut in die Kritik geraten.
Ein schlechtes Licht warf der Enron-Skandal, wenn auch indirekt, auf McKinsey. Der CEO von Enron, Jeffrey Skilling, war zuv…