Unternehmensberater gehören in deutschen Behörden seit dem späten 20. Jahrhundert zum Inventar. Wie aber kam es dazu und welche Interessen verbanden Berater und Staatsdiener mit dem gemeinsamen Geschäft? Die Geschichte des Behördenconsultings zeugt einerseits vom Aufstieg einer sich selbst perpetuierenden Branche, andererseits von dem politischen Verlangen nach praxisrelevanten, widerstandsresistenten und zügig verfügbaren Wissensbeständen.

Alina Marktanner präsentiert die erste quellengesättigte Studie der Unternehmensberatung in Politik und Verwaltung der Bundesrepublik. Die Darstellung behandelt exemplarische Beratungsaufträge in den Verwaltungsbereichen Postwesen, Schulsystem und Arbeitsverwaltung von den 1970er- bis 2000er-Jahren. Dabei porträtiert die Autorin die maßgeblich im „öffentlichen Sektor“ aktiven Firmen, darunter McKinsey & Company, Roland Berger und die Kienbaum Unternehmensberatung. Sie zeichnet nach, wie sich die Branche seit Mitte des 20. Jahrhunderts professionalisierte. Politik- und Verwaltungsspitzen diente die Expertise der Consultants dazu, Interessenkonflikte mit Anspruchsgruppen zu steuern und Gewerkschaften in Sozialstaatsdebatten auf die Zuschauerränge zu verweisen.

Die Geschichte des Behördenconsultings als Regierungspraktik erzählt damit von Tendenzverschiebungen im Kräfteverhältnis von Politik, Verwaltung und organisierter Öffentlichkeit.

Quelle: Behördenconsulting. Unternehmensberater in der öffentlichen Verwaltung der Bundesrepublik, 1970er- bis 2000er-Jahre

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Behördenconsulting. Unternehmensberater in der öffentlichen Verwaltung der Bundesrepublik, 1970er- bis 2000er-Jahre (H Soz Kult)