Von Ralf Keuper
Das Wirken des Mischkonzerns ITT unter seinem “charismatischen” Chef Harold Geneen veranlasste in den 1970er Jahren selbst die New York Times zu ungewohnten Tönen:
Keine marxistische Kritik könnte das Bild von den großen Konzernen nachhaltiger beschmutzen und das System der freien Unternehmerschaft mehr diskreditieren als das Verhalten von ITT.
Der Autor Anthony Sampson schilderte in Weltmacht ITT – Die politischen Geschäfte eines multinationalen Konzerns die Funktionsweise des Mischkonzerns, mit seinen Vor- und Nachteilen, eindrücklich:
Warum soll die ITT nicht Firmen aufkaufen, sie reorganisieren, aber dann wieder verkaufen ..? Dadurch kann ein für die Firma nützlicher Gesundbrunnen entstehen, mit dem Verschwendung und Unfähigkeit ausgemerzt werden. Aber Geneen besteht darauf, daß sein System wie das von General Motors für die Ewigkeit errichtet sei, eine nicht nachvollziehbare Logik. Langfristig, glaube ich, wird sich die Schwäche dieser ITT-Methode von selbst herausstellen. Denn die ITT ist so aufgebaut, daß sie nur einen einzigen Unternehmer an der Spitze duldet, originelle Außenseiter und dickköpfige Forscher, beides wesentliche Voraussetzungen für jede echte Innovation, haben dort keinen Platz. Imagination und Träume sind Geneen und seinen Kontrolleuren zuwider; denn sie bringen Überraschungen. Aber Überraschungen, gute oder schlechte, sind für neue Erfindungen und echtes Unternehmertum unabdingbar. Nach meiner Meinung wird sich die ITT wahrscheinlich nach Geneens Ausscheiden als unfähig erweisen, ohne des Ansporn des Chefs zusammenzuhalten. Die einzelnen Firmen werden wieder an Selbstbewußtsein zunehmen, und dann werden die Grundfehler des Systems, der Mangel an Innovationen, an Unternehmerpersönlichkeiten und an logischer Verbindung der einzelnen Operationen offen zutage treten. Wahrscheinlich werden dann schließlich die größeren Tochterfirmen ausbrechen, wenn dies auch kein leichter Prozeß sein dürfte.
Wie die Entwicklung gezeigt hat, lag Sampson mit seiner Prognose, ein seltener Fall, fast vollständig richtig.
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