Von Ralf Keuper

Bislang sind Unternehmen, deren Produktpalette eine große Anzahl von Varianten aufweist, relativ schnell in die Komplexitätsfalle getappt. Irgendwann können die verschiedenen Ausprägungen nicht mehr kostengünstig produziert werden. Die Stückzahlen sind zu gering, die Umrüstzeiten und -kosten in der Produktion zu hoch. Ganz abgesehen von dem Schulungs- und Weiterbildungsbedarf auf Seiten der Mitarbeiter. Die Losgröße 1 bzw. die personalisierte Produktion stösst in der Praxis schnell an betriebswirtschaftliche und technische Grenzen.

Warum das so ist, beschreiben Jürgen Kluge u.a. in dem Buch Wachstum durch Verzicht. Schneller Wandel zur Weltklasse: Vorbild Elektronikindustrie.

Die Autoren aus dem Hause McKinsey greifen bei ihrer Analyse verständlicherweise auf das firmeninterne Instrumentarium und den typischen Jargon zurück. Trotzdem sind die Aussagen und Diagnosen durchaus lesens- und nachdenkenswert, wenngleich neuere Entwicklungen, wie Industrie 4.0, Smart Factory und 3D-Druck, einige Schlussfolgerungen in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Am Beispiel der Elektroindustrie analysieren die Autoren die typischen Fehler, die den Unternehmen unterlaufen, wenn sie versuchen, auf jeden Kundenwunsch und Trend mit eigenen Produkten zu reagieren.

Maximale Sortimentsbreite zur Abdeckung aller Kundenbedürfnisse, Losgröße eins in der Fertigung, Aufbau von extrem flexiblen, stark verketteten, äußerst komplexen und äußerst teuren Fertigungssystemen – der Trend zu höherer Komplexität prägte viele Entscheidungen in der europäischen Industrie der 80er Jahre. Er richtete mehr Schaden als Nutzen an; denn die hohe Komplexität hatte ihren Preis.

Demge…

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