Es gibt einen Satz, der an den Börsen dieser Welt seit Generationen wiederholt wird, meist kurz bevor die Kurse einbrechen: „Diesmal ist alles anders.“ John Templeton nannte ihn die vier teuersten Wörter der englischen Sprache. Joel Tillinghast erinnert sich an seinen Kollegen Vinnie, der ihm während der Dot.com-Blase vorwarf, er sei fünf Jahre zu früh geboren und verstehe die neue Realität nicht. Ken Fisher wiederum hat ein ganzes Buch der Frage gewidmet, warum die Masse an den Märkten so verlässlich falsch liegt – und wie man davon profitieren kann.

Was diese drei Investoren verbindet, ist mehr als nur eine Anlagestrategie. Es ist eine erkenntnistheoretische Haltung, die sich gegen den Zeitgeist stemmt, ohne bloß dessen Negation zu sein. Der echte Kontrarianer, wie Fisher ihn definiert, tut nicht einfach das Gegenteil dessen, was alle anderen tun. Das wäre zu schlicht und ebenso erfolglos. Er weiß vielmehr, wann er nichts unternehmen und wovon er sich fernhalten sollte.

Das langsame Denken als Wettbewerbsvorteil

Daniel Kahneman hat in seiner Unterscheidung zwischen schnellem und langsamem Denken jenen kognitiven Mechanismus beschrieben, der an den Börsen täglich Vermögen vernichtet. Das schnelle Denken – System 1 – reagiert auf Schlagzeilen, folgt Trends und interpretiert steigende Kurse als Bestätigung der eigenen Klugheit. Es ist jenes Denken, das Day Trader zu Genies macht, solange die Party dauert, und zu Verlierern, wenn die Musik verstummt.

Tillinghast, Fisher und Templeton haben ihr Vermögen mit dem langsamen Denken gemacht. Sie fragen nicht: „Was passiert als Nächstes?“, sondern: „Was ist es wert?“ Diese scheinbar simple Verschiebung der Perspektive erfordert eine geistige Disziplin, die den meisten Anlegern fehlt. Sie verlangt, dass man sich von der Kakophonie der Tagesmeldungen abschirmt und stattdessen fragt, ob das Unternehmen, dessen Aktien man kauft, in fünf oder zehn Jahren noch existieren wird – und ob es dann mehr wert s…