Von Ralf Keuper

In ihrem ausgesprochen lesenswerten und informativen Buch Rude Awekening – The Rise, Fall, and Struggle for Recovery of General Motors geht Maryann Keller den Ursachen für den Niedergang des einstmals größten Automobilherstellers der Welt während der 1980er Jahre nach. Man könnte annehmen, dass die Ergebnisse, die Keller darin zutage gefördert hat, für die aktuelle Situation der Automobilindustrie kaum noch relevant sind. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wie nicht zuletzt der Diesel-Skandal und der Kartellverdacht verdeutlichen.

Bei General Motors hatten die Finanzleute traditionell eine herausgehobene Stellung, was in besonderer Weise auf Alfred P. Sloan, den legendären GM-Chef, zurückgeht, der bereits in den 1920er Jahren ein für die damalige Zeit ausgesprochen fortschrittliches Finanz-Berichtswesen etabliert hatte. Die Zahlenfixierung wie überhaupt das fast grenzenlose Vertrauen auf das Berichtswesen bzw. das Controlling, hat nach Ansicht, nicht nur von Keller, über die Jahre dazu geführt, dass die Finanzleute keinerlei Bezug zum eigentlichen Unternehmensgegenstand, dem Grund seiner Existenz entwickelt haben – dem Autobau bzw. der Befriedigung des Mobilitäts- und wohl auch Status-Bedürfnisses der Kunden. Sie schreibt:

Das Finanzpersonal ist das Kreislaufsystem des Unternehmens. Es wird von den besten Schulen rekrutiert und nach einer Gehaltsskala entlohnt, die lukrativer ist als die des restlichen Unternehmens. Sie haben die Aufgabe, die Entscheidungsfindung zu koordinieren und Informationen an die Unternehmensleitung w…

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