Von Ralf Keuper
Derzeit ereignet sich an vielen Stellen in der Welt eine “Startup-Explosion” (The Economist). Betroffen sind davon vorwiegend die urbanen Zentren in den fortgeschrittenen Industrienationen. Legendär ist inzwischen der Ruf des Silicon Valley als Brutstätte kleiner Unternehmen, die in nur wenigen Jahren das Gesicht ganzer Branchen verändert haben, wie facebook und Google. Diese Entwicklung geht auch an Deutschland, wenngleich zeitverzögert, nicht vorbei. Auch hierzulande haben sich Startup-Ökosysteme entwickelt, die eine fast schon magische Anziehungskraft auf angehende Unternehmer, Talente, Wissenschaftler und Investoren ausüben – allen voran Berlin. Schon heute gilt Berlin als einer der attraktivsten Standorte für die Ansiedlung von Startups weltweit. In Europa nur noch von London übertroffen. Aber auch in München, Hamburg und Köln haben sich in den letzten Jahren Startup-Ökosysteme entwickelt, die den Vergleich mit Berlin nicht scheuen müssen, obschon sie – absolut gesehen – das Niveau der Spree-Metropole nicht erreichen.
Jedenfalls mehren sich die Anzeichen, dass es sich hierbei um mehr als nur einen vorübergehenden Trend handelt. Eher kündet diese Entwicklung, wie Christoph Giesa und Lena Schiller Clausen in ihrem Buch New Business Order. Wie Start-ups Wirtschaft und Gesellschaft verändern schreiben, von einem tiefgreifenden Wandel, von dem nicht nur die Arbeitswelt, sondern die ganze Gesellschaft betroffen ist. Die Zeiten der Standardisierung wie auch der Effizienzsteigerung um ihrer selbst willen scheinen dem Ende entgegen zu gehen. Zu turbulent ist im digitalen Zeitalter die Geschäfts- und Arbeitswelt geworden, als dass man sie noch in Schablonen und Programme fassen könnte. Benötigt werden flexiblere Organisationsformen, die eine rasche Anpassung an die Veränderungen in der Umwelt, seien sie technologischer, ökonomischer oder politischer Art, ermöglichen. Gefordert sind dezentrale Strukturen, d.h. die Entscheidungsgewalt konzentriert sich nic…