Von Ralf Keuper

Vor einigen Jahren erfreute sich die Focussierung in der Managementliteratur großer Beliebtheit. Wie so oft, so glaubte man seinerzeit und glaubt es zum Teil auch heute noch, das Geheimnis des Erfolgs langlebiger Unternehmen gelüftet zu haben. Besonders erfolgreiche Unternehmen, denen es gelungen war, über die Jahrzehnte Marktanteil, Umsatz, Gewinn und Beschäftigtenzahl kontinuierlich zu steigern, hatten das der Focussierung auf bestimmte, eng umgrenzte Märkte, Produktkatagorien und Kompetenzen zu verdanken – als beispielhaft wurde der Haushaltsgerätehersteller Miele geannnt.

Jegliche Abschweifung, jeder Versuch, die engeren Grenzen zu überwinden oder auszudehnen, wurde als Irrweg gebrandmarkt, der zu heilloser Diversifizierung und zum sicheren Ende des Unternehmens führen würde. Es galt das Motto: „Schuster bleib bei deinen Leisten“ zu neuen Ehren zu verhelfen.

Widerspruch gegen dieses Einheitssicht kam u.a. aus der Schweiz, und zwar von G. Pipp von der St. Gallen Knowledge Group. In seinem Paper Das Ende der Focussierung zerlegte Pipp den Myhtos der Focussierung. Als Untertitelt wählte er: „Wer lange genug focussiert wird bald vom Markt verschwinden“

Sicher – auch die Focussierung enthält einen wahren Kern. Jedoch gilt auch hier das Satz von Paracelsus, wonach die Dosierung das Gift ist, oder wie Pipp schreibt:

Sicher ist es sinnvoll, nicht alles zu machen, sich nicht zu verzetteln. Bedrohlich wird es aber dann, wenn unter dem Schlagwort Focussierung Neues abgeblockt, Anpassung verhindert und Evolution abgewürgt wird. Dann …

Schreibe einen Kommentar