Deutschland verfügt über eine hochdifferenzierte Forschungslandschaft mit bedeutenden Institutionen und führenden Forschern, die zur Innovationskraft des Landes beitragen. Trotz dieser Stärken steht die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands vor Herausforderungen, die weniger konjunktureller Natur sind, sondern auf strukturelle Probleme hinweisen, so die Autoren des Thesenpapiers STANDORT DEUTSCH- LAND: ZUKUNFT DURCH FORSCHUNG UND INNOVATION. In internationalen Vergleichen hat Deutschland in den letzten Jahren an Boden verloren, was darauf hindeutet, dass die starke Forschungsbasis nicht ausreichend in wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen umgesetzt wird.

Die Innovationspolitik in Deutschland sieht sich laut des Papiers drei wesentlichen Defiziten gegenüber:

  • Erstens gibt es ein Priorisierungsdefizit, da strategische Missionen oft nicht in konkrete Ziele und Maßnahmen übersetzt werden. Dies führt zu einer unzureichenden Priorisierung wichtiger innovationspolitischer Vorhaben.
  • Zweitens besteht ein Koordinationsdefizit, da fragmentierte Zuständigkeiten und ineffiziente Steuerungsmechanismen die schnelle Umsetzung von Innovationsprojekten behindern. Dies führt zu Verzögerungen und Ineffizienzen in der Ressourcennutzung.
  • Drittens ist das Umsetzungsdefizit zu nennen, da Entscheidungsstrukturen oft zu langsam sind, was dazu führt, dass gut durchdachte Projekte nicht effektiv umgesetzt werden.

Um diese Defizite anzugehen, wird eine umfassende Reform des Innovationssystems gefordert. Sechs zentrale Veränderungshebel werden vorgeschlagen:

  • Zunächst sollte das Ministerium für Forschung und Innovation gestärkt werden, um alle Technologie- und Forschungsthemen zentral zu koordinieren und eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Wirtschaft zu gewährleisten.
  • Des Weiteren sollte der Abbau regulatorischer Hürden vorangetrieben werden; die Regulierung sollte als Ermöglichung verstanden werden, um Innovationen zu fördern und Forschungseinrichtungen mehr Autonomie zu geben.
  • Eine umsetzungsfokussierte Strategieplanung ist ebenfalls notwendig: Es sollten klare Ziele gesetzt werden, während die Wege zur Erreichung dieser Ziele offen bleiben, um Bürokratie abzubauen und Innovationen zu fördern.
  • Zudem müssen Transfer- und Kooperationsaktivitäten intensiviert werden, um innovative Bereiche besser zu unterstützen.
  • Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Förderung von „Brain Gain“; Deutschland sollte aktiv Talente aus dem Ausland anwerben und im Land halten, insbesondere durch die Einführung eines „Innovationsvisums“.
  • Schließlich ist es entscheidend, die staatliche Förderung zu erhöhen, um private Investitionen anzuziehen und innovative Technologien zu unterstützen.

Bewertung:

Das konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder lesen und hören. Bereits im Jahr 2010 forderten die Autoren von Das deutsche Forschungs- und Innovationssystem Ein internationaler Systemvergleich zur Rolle von Wissenschaft, Interaktionen und Governance für die technologische Leistungsfähigkeit die Forschungsaktivitäten zu bündeln. Geändert hat sich nichts. Die deutsche Forschungslandschaft ist viel zu fragmentiert und von Partikularinteressen, man denke nur an die Fraunhofer-, Max-Planck-, Helmholtz – Institute als Spitze des Eisbergs, dominiert. Die Autoren sollten sich fragen, was sie selber und ihre Institutionen zu diesem Zustand beigetragen haben und was sie bei sich zu verändern bereit sind. Alles in allem einfallslos und ein Beleg für die aktuelle Situation in der Forschungslandschaft. Was die Autoren fordern, sollte ohnehin Mindeststandard, d.h. für eine moderne Industrienation selbstverständlich sein.

Die Botschaft vernehm‘ ich wohl, …

Weitere Informationen:

Die Schwächen des deutschen Innovationssystems