Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war der britische Aktienmarkt einer wohlhabenden Elite vorbehalten, und die meisten Menschen in der Finanzwelt und in der Politik waren sich einig, dass dies auch so bleiben sollte. Am Ende des Jahrhunderts gab es in Großbritannien mehr Einzelaktionäre als Gewerkschaftsmitglieder. Dieses Buch untersucht die finanziellen, politischen und kulturellen Kräfte, die diesen dramatischen Wandel in der britischen Gesellschaft herbeigeführt haben. Indem es die Stimmen und Erfahrungen alltäglicher Anleger einfängt, erweckt diese Studie die Geschichte der pulsierenden Börsenkultur Großbritanniens zum Leben: von den Masseninvestitionen in Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs über die Expansion der Finanzpresse in den Nachkriegsjahrzehnten bis hin zum „Volkskapitalismus“ von Margaret Thatchers Konservativer Partei in den 1980er Jahren. Im Laufe des Jahrhunderts spielte der Aktienmarkt durch Pensionsfonds und Lebensversicherungen eine immer größere Rolle im Leben der Menschen. Doch als Finanztitel ihr altes Stigma verloren, entweder unmoralisch oder nur für die Oberschicht geeignet zu sein, wurden die Märkte auch zu einem beliebten Zeitvertreib für Millionen von Briten, die auf der Suche nach überdurchschnittlichen Renditen und einem ähnlichen Nervenkitzel aus Risiko und Belohnung waren wie beim Wetten auf Pferde oder beim Fußballtoto. Playing the Market erinnert uns eindringlich daran, dass das Glücksspiel nicht – wie viele Finanzexperten uns glauben machen wollen – ein parasitäres Element in der ansonsten rationalen und umsichtigen Sphäre der modernen Finanzwelt ist. Es ist vielmehr eines seiner konstituierenden Merkmale und erklärt, warum der Aktienmarkt bis heute entweder als Casino kritisiert oder gefeiert wird.
Quelle: Playing the Market: Retail Investment and Speculation in Twentieth-Century Britain
Weitere Informationen / Rezensionen:
Playing the Market. Retail Investment and Speculation in Twentieth-Century Britain