Wer auf der Suche nach einer Erklärung dafür ist, warum die deutsche Automobilindustrie in Sachen E-Mobilität und Software gegenüber Tesla, BYD & Co. abgehängt ist, sollte den ausgesprochen informativen Beitrag Wie die Volksrepublik Volkswagen abhängte lesen.

In den 2000er Jahren erreichte die deutsche Automobilindustrie mit Marktanteilen von über 50 % ihren Höhepunkt. Deutschland lieferte Technologie, während China den Markt und die Arbeitskraft stellte. Doch ab den 2010er Jahren vollzog sich ein Wandel: China setzte auf Elektromobilität und förderte gezielt einheimische Hersteller wie BYD und CATL. Deutsche Autobauer unterschätzten diese Entwicklung und hielten an Verbrennungsmotoren fest, wodurch sie den Anschluss an die elektrische Zukunft verpassten.

2023 überholte BYD Volkswagen als Marktführer in China. Deutsche Hersteller, einst dominierend, verloren Marktanteile und spielten im Elektrosegment kaum noch eine Rolle. Während China seine Ladeinfrastruktur ausbaute, hinkte Deutschland hinterher. Die Rollen hatten sich umgekehrt, und deutsche Autobauer mussten von chinesischen Unternehmen lernen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Die Geschichte zeigt, wie Überheblichkeit und strategische Fehler eine Erfolgsgeschichte in einen Abstieg verwandeln können. Die Zukunft der deutschen Automobilindustrie hängt davon ab, ob sie bereit ist, Demut zu zeigen und von ihren chinesischen Konkurrenten zu lernen – sofern es dazu nicht schon längst zu spät ist.

In dem Zusammenhang ist das Buch 1000 Tage in Shanghai: Die abenteuerliche Gründung der ersten chinesisch-deutschen Automobilfabrik als Ergänzung bzw. Vertiefung sicher eine Lektüre wert. Darin beschreibt der ehemalige VW-Vorstand Martin Posth die Herausforderungen und Erfahrungen bei der Gründung der ersten chinesisch-deutschen Automobilfabrik „Shanghai Volkswagen“ in den 1980er-Jahren. Er beleuchtet die komplexen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen, die Mischung aus Plan- und Marktwirtschaft sowie die kulturellen Unterschiede, die es zu meistern galt.