Von Ralf Keuper

Pflug, Schwert und Buch von Ernest Gellner ist eine wichtige Ergänzung zu dem Klassiker “The Great Transformation” von Karl Polanyi. Ähnlich wie Polanyi ist für Gellner die Frage, welche Faktoren das Aufkommen der Marktgesellschaft begünstig oder gar herbeigeführt haben, zentral. Sie ausschließlich auf die >Geburt< der ökonomischen Rationalität und damit des >homo oeconomicus< zurückzuführen, ohne dabei den historischen Kontext zu berücksichtigen, lehnen beide ab.

Ein >objektiver< Marktmechanidmus existiert demzufolge genauso wenig wie ein >neutraler< institutioneller Rahmen. Markt und Politik sind daher nicht voneinander zu trennen:

Die allgemeine Marktwirtschaft wurde durch einen gemäßigten technischen Fortschritt ermöglicht, wobei die Ausdehnung des Markts ihrerseits weiteren technischen Fortschritt begünstigte. Aber am Ende setzte eben diese machtvoll entfaltete Technik eine umfassende, in sich geschlossene, naturgemäß Zusammenhang stiftende kollektive Infrastruktur voraus, die ihrerseits nun die soziale Bedeutung des Markts einschränkte. Während des ersten ökonomischen Wunders war dank eines historischen Zufalls die erforderliche Infrastruktur verfügbar. Das ist heute anders: Die Infrastruktur, die heute gegeben sein muss, hat enorme Ausmaße angenommen und kann nicht mehr von selbst entstehen. Und sie kann auch nicht mehr mittels Marktmechanismen instand- beziehungsweise aufrechterhalten werden, ebensowenig wie sie ohne Planung geschaffen werde…

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