Von Ralf Keuper

Oberste Maxime der Geldpolitik der EZB und anderer Notenbanken ist die Sicherung der Preisstabilität. Da die Wertstabilität die wesentliche Eigenschaft des Geldes ist, wie u.a. Georg Simmel dachte, ist es die Aufgabe der Regierungen und der Zentralbanken, Geld vor politischen Partikularinteressen zu schützen, um so seinen neutralen Urzustand zu erhalten. Geld ist seinem Wesen nach unpolitisch. Als bloßes Werkzeug zur Abbildung der relativen Werte der Waren untereinander ist Geld kein eigenständiger Faktor im Wirtschaftskreislauf, so u.a. der Vertreter der neoklassischen Wirtschaftstheorie Knut Wicksell im Jahr 1922. Ist es erst einmal gesetzliches Zahlungsmittel, so hat die Aufrechterhaltung eines möglichst unveränderten Geldwertes höchste Priorität, so Wicksell weiter. Die Aufgabe der Regierungen und Zentralbanken kann demnach nur darin bestehen, der Geldordnung gegenüber eine sachbezogene Haltung einzunehmen und die Geldfunktion zu erhalten. Sobald Zentralbanken und Regierungen von diesem Kurs abweichen und der Preiswertstabilität nicht mehr die höchste Priorität einräumen, kommt es zu galoppierender Inflation und extremer Staatsverschuldung. In den Händen von Politikern und Interessengruppen kann das Geld letztlich nur zweckentfremdet werden – zum Schaden aller.

Die Monetäre Maschine 

Diese Sichtweise entspricht, so Aaron Sahr in seinem Buch Die monetäre Maschine. Eine Kritik der finanziellen Vernunft jedoch nicht der Realität. Der Tauschwert des Geldes, so Sahr, sei immer Ausdruck politischer Machtkämpfe. Es als neutrales Tauschmittel, als Stellvertreter zu betrachten, ist demnach irreführend. Vielmehr müsse man die monetären Architekturen, die Funktionslogiken und Reproduktionsmechanismen von Geld in den Blick nehmen, die “als Ausdruck von Machtverhältnissen und als “Kompromissprodukte” zwischen verschiedenen Interessengruppen” zu verstehen sind.

Um diesen Zusammenhang zu veranschaulichen, führt Sahr die Metapher der “Monetären Maschine” ein. Vorzustellen haben wir uns darunter eine “große, dynamische Entität, eine komplexe, sozio-technische Maschine zur Herstellung und Aufrechterhaltung von in Geldwirtschaften pr…