Der Aufstieg digitaler Plattformen bietet aus Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) sowohl Chancen als auch neue Risiken. Einerseits eröffnen die Plattformen neue Vertriebskanäle und erleichtern den Zugang zu neuen Kundengruppen. Andererseits schieben sich die Plattformbetreiber zwischen Anbieter_innen und Kund_innen und steuern als „Gatekeeper“ den Marktzugang. Dadurch verändert sich die Marktstruktur weg von einem marktwirtschaftlich geprägten Modell hin zu einer „Plattformwirtschaft“, in der die Betreiber digitaler Plattformen die Kundenschnittstelle übernehmen und das Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage durch algorithmenbasierte Matching-Systeme steuern. Problematisch aus Sicht von KMU sind neben dem Verlust der Kundenschnittstelle vor allem die wachsende Datenmacht der Plattformen und die Gefahr von Interessenkonflikten bei vertikal integrierten Plattformen, die eine Doppelrolle als Marktplatzbetreiber und Anbieter spielen. Hinzu kommen unfaire Geschäftspraktiken einzelner Plattformen sowie Rechtsschutzdefizite. Angesichts dieser Entwicklung reichen die bisher diskutierten punktuellen Anpassungen im Bereich des Kartellrechts nicht aus, um faire Marktbedingungen für KMU zu gewährleisten. Auch die bald in Kraft tretende europäische Platform-to-Business-Verordnung (P2B-Verordnung), die im Wesentlichen auf Transparenzregeln setzt, kann nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einem rechtsgebietübergreifenden Regulierungsrahmen für die Plattformökonomie sein. Dabei versteht sich von selbst, dass diese Aufgabe nicht auf nationaler Ebene allein gelöst werden kann. Erforderlich ist vielmehr eine europäische Regelung oder – noch besser – ein koordiniertes Vorgehen etwa auf Ebene der OECD. …
Quelle / Link: Der Mittelstand in der Plattformökonomie