Von Ralf Keuper

Über Innovationen ist in der Vergangenheit schon viel geschrieben worden, ohne dass der Leser dabei den Eindruck gewonnen hätte, mit Gedanken konfrontiert zu werden, die er so noch nie vernommen hat. Noch schwieriger wird es, wenn die Ideen in die Praxis umgesetzt werden sollen. Insofern können Bücher, wie das vorliegende Schneller und Besser. Von der Macht bahnbrechender Ideen, nur Denkanstösse geben, wie sie gerade in Banken dringend nötig sind.

Da trifft es sich gut, dass der Autor Jeremy Gutsche, hauptberuflich Betreiber des Portals Trend Hunter, einige Zeit für eine ausgesprochen innovative Bank der USA, Capital One, tätig war. Dessen Gründer, Richard Fairbank, nutzte bereits Ende der 1990er Jahre die Möglichkeiten hochleistungsfähiger Computer, um besser auf die Kundenwünsche eingehen zu können.

Gutsche schreibt rückblickend über seine Zeit bei Capital One:

Um die Fähigkeit von Capital One zur Anpassung und Wandel noch zu erhöhen, schuf Fairbank eine Kultur, in der sich auch Menschen und Rollen ständig veränderten. Der schnellste Weg zu diesem Ziel liegt darin, archaische Strukturen im Unternehmen zu zerstören. Fairbank stellte Experimente vor Hierarchien. Wenn zum Beispiel ein einfacher Mitarbeiter eine Idee für einen intelligenten, aber kontraintuitiven Test hatte, wurde er nicht überstimmt – wir nahmen den Test einfach in das nächste Experiment auf. Wenn er gute Ergebnisse zeigte, konnte der Ideengeber einen Tag lang feiern – und sich dann sofort auf das nächste Experiment stürzen. Das System entwickelte sich kontinuierlich weiter.

Gutsche nennt diesen Hunger nach neuen Ideen auch den Jägerinstinkt, der vor Selbstzufriedenheit schützt.

Kernbotschaft des Buches sind die sechs Muster von Chancen:

  • Konvergenz
  • Divergenz
  • Zyklizität
  • Umlenkung
  • Reduktion
  • Beschleunigung

Als Beispiel für eine gelungene Reduktion bringt Gutsche u.a. Square.

Dorsey und McKerley erkannten, das eine riesige, internationale Geschäftschance darin lag, das Akzeptieren von Kreditkartenzahlungen zu vereinfachen. Die Einrichtung eines Händler-Terminals für Kreditkarten ist kompliziert und teuer; .. Square dagegen sollte bemerkenswert einfach sein. Es sollte ohne Installation und monatliche Gebühren auskommen. Man musste sich nur online dafür anmelden, dann schickte das Unternehmen ein kostenloses Kartenlesegerät zum Anschluss ans iPhone. Dann noch die kostenlose App dazu herunterladen, und es konnte losgehen.

Das klingt nicht so bahnbrechend oder disruptiv, als dass die Banken oder andere Finanzdienstleister es nicht selbst hätten umsetzen können. Scheinbar doch, oder wie Gutsche schreibt:

Im Rückblick erscheint Square so einfach und intuitiv, dass man einen derartigen Dienst von einer Bank, einer Kreditkartenfirma oder einem Anbieter von Online-Bezahlsystemen erwartet hätte. .. Wir twitter vereinfacht auch die Square-Website (und das große System dahinter) komplizierte Dinge. Die meisten normalen Finanzinstitute dagegen sind hauptsächlich damit beschäftigt, Kunden eine verwirrende Ansammlung von Finanzprodukten zu verkaufen.

Als “Zauberformel” Square- und twitter-Gründer Dorsey nennt Gutsche:

Man nehme komplizierte Systeme, breche sie auf eine entscheidende Funktion herunter und mache daraus ein bemerkenswert einfaches Produkt.

Nicht nur für Banken eine Herkulesaufgabe 😉

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