Zustände oder Gefühle haben eine ihnen entsprechende Dauer und dürfen nicht in abstrakte, zeitökonomische Vorgaben gepresst werden. Das gleiche gilt für bestimmte Aktivitäten und Handlungen, die eigene Rhythmen haben, mit einem rhythmischen Wechsel von Aktivität und Nichtstun. Unverzichtbar sind Pausen, die nicht nur der Erholung dienen, sondern auch Voraussetzung für Kreativität sind, ebenso Langsamkeit. Aktivitäten haben einen Anfang und ein Ende. Wer pausenlos aktiv ist, wird besinnungs-los. Zeit darf nicht vollständig verplant werden. Zeitliche Freiräume sind Bedingung für Offenheit und Spontanität. Auch bewusste Zeitverschwendung statt zweckrationaler Zeitnutzung schafft Freiräume, geistige Freiräume für Muße als Hingabe an etwas oder jemanden, um dessen selbst willen. Schließlich ist Warten (in den verschiedensten Situationen, am Bahnhof, beim Arzt, im Betrieb, bei einem Kunden, etc.) nicht nur ein erzwungener Verzicht auf Aktivität, sondern auch eine Chance für Besinnung, ein Innehalten im Alltag.

Quelle: “Ökonomie der Zeit” Heute – Ein Idealtypus mit Widersprüchen, in Schweizerische Zeitschrift für Soziologie 1998, Autor: Axel Schlote