Von Ralf Keuper
In seinem Buch The Great Transformation – Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen beschreibt der Wirtschaftstheoretiker Karl Polanyi (1886-1946) den Transformationsprozess der westlichen Gesellschaften, der im 19. Jahrhundert mit der Etablierung des Marktes als „dem“ Koordinationsmechanismus für das wirtschaftliche Zusammenleben einsetzte.
Dieser Prozess war in seinem Umfang so umwälzend, dass er zu einem historischen Bruch mit der bisherigen Gesellschaftsform führte:
Die Transformation der vorangegangenen Wirtschaftsform in das neue System ist so total, dass sie eher der Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling gleicht, als jegliche andere Veränderung, die sich in stetem Wachstum und Entwicklung äußert. Man vergleicht beispielsweise die Verkaufstätigkeit des produzierenden Kaufmanns mit seiner Einkaufstätigkeit. Sein Verkauf umfaßt nur Erzeugnisse; unabhängig davon, ober er Käufer findet oder nicht, die Gesellschaftsstruktur wird davon nicht unbedingt berührt. Aber sein Einkauf umfaßt Rohstoffe und Arbeitskraft, also die Natur und den Menschen. Die maschinelle Produktion in einer kommerziellen Gesellschaft bedeutet letztlich nichts geringeres als die Transformation der natürlichen und menschlichen Substanz der Gesellschaft in Waren.
Die Schußfolgerung ist zwar unheimlich, aber für die völlige Klarstellung unvermeidlich: …