Noch bis in die 1980er Jahre hinein war die VEBA AG dem Umsatz nach das größte Unternehmen Deutschlands und mit 900.000 Aktionären die größte Börsengesellschaft Europas. Ihre Gründung im Jahr 1929 war jedoch eine Verlegenheitslösung, wie Heiner Radzio in Unternehmen mit Energie. Aus der Geschichte der Veba schreibt.
Weder ein einfallsreicher Erfinder noch ein wagemutiger Unternehmer, kein weitsichtiger Kaufmann und auch kein risikobereiter Bankier waren die Geburtshelfer, sondern besorgte preußische Beamte.
Um den Kapitalbedarf der drei preußischen Staatsunternehmen der Grundstoffindustrie, der Preußischen Bergwerks- und Hütten AG (Preussag), Berlin, der Bergwerks AG, Recklinghausen, und der Bergwerksgesellschaft Hibernia, Herne, sowie der 1927 gegründeten Preußischen Elektrizitäts-AG (Preußenelektra), Berlin, für dringend benötigte Investitionen decken zu können, folgte man dem Rat das Staatsfinanzrats Brekenfeld. Dieser hatte den Ministern schon Jahre vor der Gründung der Veba den Weg gewiesen, um aus der Verlegenheit herauszukommen.
Sein Vorschlag war es, die wesentlichen preußischen Unternehmen zu einer Holding, einer Finanzierungsgesellschaft, zusammenzuschließen, in der die Aktien der beteiligten Gesellschaften einzubringen seien. Der Finanzminister machte von vornherein deutlich, dass diese Gesellschaft, deren Aktien ausschließlich in den Händen des preußischen Staates bleiben mussten, lediglich der Finanzierung der Tochtergesellschaften dienen sollten und sonst gar nichts.
Als reine Finanzierungsgesellschaft war der Personalbedarf überschaubar. Im preußischen Staat reichten zwei Teilzeitjobs für die Bewältigung des Arbeitspensums aus.
Äußerliches Zeichen dafür, dass die Veba keinerlei unternehmenspolitische oder gar wirtschaftspolitische Aufgaben zu erfüllen hatte, war die personelle und verwaltungstechnische Ausstattung dieser merkwürdigen Gesellschaft: Der zweiköpfige Vorstand wurde aus den Staatsfinanzräten Brenkenfeld und Köbner gebildet .. Die Herren Finanzräte erledigten ihren Veba-Job nebenbei: Im Hauptberuf leiteten sie die 1772 von Friedrich dem Großen als Seehandlung gegründete Preußische Staatsbank in Berlin.
Eine der wichtigsten Keimzellen der Veba war die gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Hibernia AG. Diese gehörte über viele Jahrzehnte zu den bedeutendsten Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets und den namhaftesten Industriegesellschaften Deutschlands. Überdies stellt sie laut Radzio ein Stück Ruhrgebietsgeschichte und auch ein Kapitel deutscher Industriegeschichte dar.
Verantwortlich für den Aufstieg der Hibernia AG war der aus Irland stammende William Thomas Mulvany. Mulvany war bei seinem Einstieg in den Ruhrbergbau bereits pensioniert. Über Jahrzehnte stand er als Bergbau-Manager in den Diensten der britischen und irischen Regierung. Im Laufe der Jahrzehnte wandte sich die Hibernia neuen Geschäftsfeldern zu. So war die Hibernia das erste Unternehmen im Ruhrgebiet, dem der Aufschluss der Steinkohle mit Wasserstoff gelang.
In den Jahren von 1930 bis 1940 wurden von der Hibernia mehrere Steinkohlekraftwerke errichtet. Es war die Überzeugung des damaligen Hibernia-Chefs Wilhelm Tengelmann, dass der Steinkohlebergbau seine Elektrizität selber erzeugen und ein gleichberechtigter Partner im Stromverbundsystem werden müsse. Nach dem 2. Weltkrieg lag der Schwerpunkt auf dem Ausbau der Chemieanlagen und der Errichtung neuer Kraftwerke.
Eine weitere Stütz…