Die Eurozone vereint strukturell heterogene Ökonomien, die entweder auf exportbasiertes Wachstum und stabilitätsorientierte Geld- und Fiskalpolitik oder auf nachfragegestütztes Binnenwachstum und dementsprechend akkommodierende Makropolitik angewiesen sind. Unter einem einheitlichen europäischen Makroregime können nicht beide Typen gleichermaßen gedeihen und ihre Divergenz gefährdet die Stabilität der Währungsunion. Die gegenwärtigen Euro-Regeln sollen eine strukturelle Harmonisierung erzwingen, aber ihr ökonomischer Erfolg ist zweifelhaft und sie sind weder auf der nationalen noch auf der europäischen Ebene demokratisch legitimierbar. Anstatt der gegenwärtig unerreichbaren Vollendung der Integration in einem demokratischen Bundesstaat skizziert der Aufsatz das Konzept einer flexiblen „Europäischen Währungsgemeinschaft“. Diese würde eine kleinere und strukturell homogenere Währungsunion mit den Mitgliedern eines verbesserten Europäischen Wechselkursmechanismus (WKM II) vereinen, deren Währungen flexibel an den Euro gekoppelt sind. Eine solche Lösung würde den Handlungsspielraum autonomer nationaler Politik erweitern und böte zugleich Schutz vor spekulativen Attacken auf die Währungen der Mitglieder

Quelle / Link: There Is an Alternative A Two-Tier European Currency Community

Auszug aus einem aktuellen Interview mit Fritz Scharpf in der FAZ vom15.08.18

Schäuble wusste, dass er die Währungsunion im deutschen Interesse verteidigte, und er war auch theoretisch überzeugt, dass die von ihm geprägten Regeln für deren Stabilisierung notwendig seien. Aber wie wir von Varoufakis wissen, kannte er auch die verheerende Wirkung dieser Regeln in Griechenland, und sein Angebot, den griechischen Exit großzügig zu unterstützen, war ernst gemeint. Er war also immerhin bereit, die Eurozone zu verkleinern, um so die extremen Strukturunterschiede zu vermindern. Diese Einsicht fehlt den pro-europäischen Politikern und Intellektuellen, die über Strukturunterschiede nicht nachdenken, und deshalb zwar die soziale Katastrophe in Griechenland etc. höchst bedauerlich finden, aber einen auch nur partiellen Rückbau der monetären Integration kategorisch ausschließen. Für sie gibt es in der Tat nur eine Antwort auf jede Kritik – mehr Europa.