Wirtschafts- und Rechnungsbücher sind definitiv Zeugnisse der pragmatischen Schriftlichkeit. Sie zeigen, regeln und kontrollieren die wirtschaftlichen Zusammenhänge der Gemeinschaft, für die sie erstellt werden – an adeligen Höfen, in klösterlichen Kämmereien, in Rathäusern und Hospitalskassen. Selten repräsentativ aufbereitet, meist auf Papier, sind sie in ihrer Herstellung auf konkretes, alltägliches und kontrollierbares Wirtschaftshandeln ausgerichtet. Sie sind damit haltbar bis zur nächsten Rechnungslegung, dem Abschluss des Geschäfts oder der Tilgung der Schulden. In dem, was sie anführen, zeigen sie Hierarchien auf und die Wertigkeit von Realien und Sachgütern in der Wahrnehmung ihrer Zeit und ihrer jeweiligen Institutionen, Ordnungssystematiken für die sie umgebende Welt. Sie sind, über das pragmatische Schriftgut hinaus, schriftliche Erinnerungsformen, wie sie sich in den manches Mal explizit genannten causae scribendi offenbaren, und gleichzeitig Gedächtnisstütze. Sie bieten in ihren Ordnung stiftenden Momenten und der Versprachlichung dieser Ordnung den ihnen inhärenten Ausdruck von Weltwahrnehmung und -gliederung.

Quelle: Wirtschafts-und Rechnungsbücher des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Formen und Methoden der Rechnungslegung: Städte, Klöster, Kaufleute