Immer dann, wenn Wirtschaftsjournalisten den „Manager des Jahres“ küren, sollten (nicht nur) bei den Geehrten die Alarmglocken schrillen[1]Die bange Frage muss lauten: Was habe ich falsch gemacht?. Denn allzu oft begaben sich die Unternehmen der High-Performer kurz darauf auf die abschüssige Bahn[2]Im Jahr 2007 kam eine Studie der Zeitschrift Financial Analyst Journal nach der Würdigung der Titelstorys in zwanzig Jahrgängen der Zeitschrift Business Week, Fortune und Forbes zu dem Schluss: … Continue reading. Die Liste ist lang – sie reicht von Heinz Schimmelbusch bis zu Markus Braun. In den USA hat sich Forbes mit Titelstorys über Elizabeth Holmes (Theranos) , Sam Bankman Fried und Adam Neumann (we work) über die Jahre den Ruf eines verlässlichen Kontraindikators[3]SBF und die Leichtgläubigkeit der Wirtschaftsmedien erworben[4]Dieser Rang wird Forbes in den USA nur noch von Jim Cramer streitig gemacht.
Paul Krugman kommentierte diese außergewöhnliche Fähigkeit des Wirtschaftsjournalismus für Nicht-Chancen und für Trends, die schon keine mehr sind[5]so sie es je waren, mit der sarkastischen Bemerkung:
Wen die Götter vernichten wollten, den brachten sie zuerst auf die Titelseite von Businessweek.
Der ehemalige BDI-Chef Hans-Olaf Henkel sieht es nicht viel anders:
Wenn ich Aktien eines Unternehmens habe, dessen Chef gerade zum “Manager des Jahres” gewählt wurde, pflege ich sie sofort zu verkaufen.
Wer diesen Rat befolgen will, könnte jetzt dank der FAZ seine Anlagestrategie anpassen[6]F.A.S.-Ranking: Das sind die Manager des Jahres.
Die FAZ ist übrigens selbst noch auf der Suche nach dem Erfolgsgeheimnis, das sie bei anderen Unternehmen so treffsicher zu entschlüsseln glaubt[7]Warum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer relativ erfolglosen Zeitung sich bemüßigt fühlen, Rankings der besten Manager des Jahres zu erstellen, ist wohl nur mit einem hohen Maß an … Continue reading[8]Nach der Erstellung des Rankings sollten sich die Journalisten fragen: Was haben wir übersehen?. Was die eigene wirtschaftliche Entwicklung betrifft, kennt die FAZ seit gut 20 Jahren eigentlich nur noch eine Richtung: Nach unten[9]FAZ: Relativ erfolglos.
Mit anderen Worten:
Sie glauben zu wissen, wie es geht, können es aber nicht.
Auf dem Land würde man dazu sagen:
Warum von jemandem einen Trecker kaufen, der selber noch mit einem Ochsen pflügt[10]Oder anderes: Warum bei jemandem um Rat fragen, der sich die Hose noch mit der Kneifzange zuhält?.
Noch im Jahr 2017 widmete die FAZ dem Aufsteiger Wirecard den Beitrag: Die cleveren Jungs von Wirecard. Mittlerweile glaubt man bei der FAZ anscheinend, bei Trade Republic erneut fündig geworden zu sein[11]Der Mann, der Europas Banken das Fürchten lehrt.
References
↑1 | Die bange Frage muss lauten: Was habe ich falsch gemacht? |
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↑2 | Im Jahr 2007 kam eine Studie der Zeitschrift Financial Analyst Journal nach der Würdigung der Titelstorys in zwanzig Jahrgängen der Zeitschrift Business Week, Fortune und Forbes zu dem Schluss: Auffallend häufig erschienen Berichte, in denen Firmen positiv beurteilt wurden, kurz vor dem Punkt, an dem sich die Dinge zum Schlechten wandten, in: Wirtschaftspresse als verlässliche Kontraindikation. |
↑3 | SBF und die Leichtgläubigkeit der Wirtschaftsmedien |
↑4 | Dieser Rang wird Forbes in den USA nur noch von Jim Cramer streitig gemacht |
↑5 | so sie es je waren |
↑6 | F.A.S.-Ranking: Das sind die Manager des Jahres |
↑7 | Warum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer relativ erfolglosen Zeitung sich bemüßigt fühlen, Rankings der besten Manager des Jahres zu erstellen, ist wohl nur mit einem hohen Maß an Ahnungslosigkeit zu erklären |
↑8 | Nach der Erstellung des Rankings sollten sich die Journalisten fragen: Was haben wir übersehen? |
↑9 | FAZ: Relativ erfolglos |
↑10 | Oder anderes: Warum bei jemandem um Rat fragen, der sich die Hose noch mit der Kneifzange zuhält? |
↑11 | Der Mann, der Europas Banken das Fürchten lehrt |