Von Ralf Keuper

Es ist kaum noch zu übersehen, dass das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft in die Jahre gekommen ist. Festmachen lässt sich das nicht nur an der Automobilindustrie oder ganz allgemein an der Digitalisierung, sondern auch mit Blick auf die jüngere Wirtschaftsgeschichte.

In den letzten Jahrzehnten hat Deutschland, wie fast ganz Europa, den Anschluss auf vielen Märkten verloren – genannt seien die Herstellung von Computern, von Mobiltelefonen/Smartphones, Unterhaltungselektronik und Mikrochips. Unter den größten Internetkonzernen der Welt befindet sich kein einziges deutsches Unternehmen. Hier dominieren US-amerikanische und asiatische Konzerne wie Amazon, Google oder Alibaba.

Es fällt auf, dass seit den späten 1980er Jahren kein Unternehmen mehr gegründet worden ist, das eine auch nur annähernde Bedeutung auf den Weltmärkten erlangt hätte, wie Siemens, Bosch oder BASF. Die genannten Unternehmen sind über hundert Jahre alt und bestimmen immer noch den Wirtschaftsstil dieses Landes. Hinzu kommen noch die zahlreichen Familienunternehmen wie Henkel, Oetker, Haniel oder Bertelsmann, die ebenfalls eine lange Geschichte vorweisen können. Die letzte große Erfolgsstory war SAP, das in den 1970er Jahren gegründet wurde. Es scheint so, als wäre eine komplette Unternehmer- bzw. Unternehmensgeneration ausgefallen.

Was sagt das über eine Volkswirtschaft aus? Ist das jetzt ein Alarmsignal oder wird sich der Trend der letzten Jahrzehnte fortsetzen, d.h. alle Hoffnungen ruhen auf der Erneuerungskraft der großen, alten Konzerne und der Familienunternehmen bzw. des Mittelstands? Sollen sie, können sie das noch richten? Können Startups die Lücke füllen?

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