Von Ralf Keuper

Eine für viele Beobachter überraschende Entdeckung ist, dass die Mechanismen der sozialen Gruppenbildung auch durch die flächendeckende Verbreitung sog. Social Software nicht außer Kraft gesetzt werden; ja man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass sie sich dadurch eher verfestigen. Denn auch im Netz gilt, dass man sich meistens nur mit Gleichgesinnten wie überhaupt am liebsten mit Menschen verbindet, die eine ähnliche Sozialisation durchlaufen haben. Allenfalls auf den ersten Blick vermittelt eine hohe Anzahl von Followern und Kontakten den Eindruck, über ein vielschichtiges soziales Netzwerk zu verfügen. Die große Mehrheit der Kontakte ist einem persönlich unbekannt und wird es wohl auch bleiben; bei den meisten Verbindungen im Netz handelt es sich bestenfalls um flüchtige Bekanntschaften. Wirklich belastbar sind nur, wie im “echten” Leben auch, die wenigsten Kontakte.

So weit so gut, möchte man sagen, den Anspruch, Freunde fürs Leben zu finden, erhebt man für gewöhnlich auch nicht an das Netz und die Social Software. Eher schon geht es darum, über die verschiedenen Verbindungen im Netz zu neuen Einsichten und Ideen oder zu weiteren für das berufliche Fortkommen wichtige Kontakte zu gelangen.

Ramona Pierson streut nun in ihrem Beitrag The little fish-big pond effect of today’s social collaboration tools Salz in die Wunde. Ihrer Ansicht nach wecken die Social Software-Tools lediglich die Illusion, einer Gemeinschaft anzugehören, die über ein qualitativ und quantitativ hochwertiges Wissen in bestimmten Domänen verfügt. Die Ansicht herrscht vor, dass allein schon die Verbindung vieler Personen über das Netz der perfekte Nährboden für kreative Ideen, Gedankensprünge und echte Innovationen sei. Jedoch bleiben die Interaktionen und Dialoge in den allermeisten Fällen an der Oberfläche, tiefere Einsichten, mittels spontaner Assoziationen oder über die Betrachtung eines Pro…

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