Eine kühne Geschichte des Aufstiegs der Zentralbanken, die zeigt, wie Institutionen, die das Schiff der globalen Finanzwelt steuern sollten, stattdessen ebenso destabilisierend wie dominant geworden sind.

Während die Zentralbanken in den letzten fünfzig Jahren bemerkenswert an Einfluss gewonnen haben und mehr Stabilität versprechen, ist das globale Finanzwesen von einer Krise in die nächste geraten. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären? The Rise of Central Banks (Der Aufstieg der Zentralbanken) bietet eine bahnbrechende Darstellung der Ursprünge und Folgen des zunehmenden Einflusses der Zentralbanken auf die Wirtschaftspolitik und stützt sich dabei auf Originalquellen, die in der bisherigen Forschung nicht berücksichtigt wurden.

Viele Kommentatoren argumentieren, dass Ideen den Wandel vorantrieben, und verweisen auf den Wechsel in den 1970er Jahren vom Keynesianismus zum Monetarismus, der sich mit der Kontrolle der Inflation befasste. Andere verweisen auf die Stagflationskrisen, bei denen sich Kapitalisten und Arbeiter in die Quere kamen. Die Kapitalisten gewannen, so heißt es, und trieben dann die Deregulierung und Desinflation voran, indem sie die Macht von den gewählten Regierungen auf die Märkte und die Zentralbanken umverteilten. Beide Ansätze sind hilfreich, aber sie haben eine Schwäche. Da sie von den sich entwickelnden Praktiken der Zentralbanken abstrahieren, liefern sie ungenaue Darstellungen der jüngsten politischen Veränderungen und erklären nicht, wie wir in die gegenwärtige Ära des leichten Geldes und der exzessiven Finanzierung gelangt sind.

Durch einen Vergleich der Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und der Schweiz kommt Leon Wansleben zu dem Schluss, dass die eigenen politischen Innovationen der Zentralbanker ein wichtiger Bestandteil des Wandels waren. Diese Innovationen ermöglichten es den Zentralbankern, privilegierte Beziehungen zu den expandierenden Finanzmärkten zu nutzen, um die Wirtschaft zu steuern. Doch indem sie sich auf die Märkte verließen, förderten die Zentralbanken ein übermäßiges Kreditwachstum und kultivierten eine nicht nachhaltige Version des Kapitalismus. Anhand umfangreicher Archivarbeiten und zahlreicher Interviews wirft Wansleben ein neues Licht auf das Wirken der Bürokraten und fordert die Gesellschaft und die gewählten Führer auf, die Bemühungen dieser Akteure auf fortschrittlichere Ziele auszurichten.

Quelle: The Rise of Central Banks: State Power in Financial Capitalism

Weitere Informationen:

The Rise of Central Banks: State Power in Financial Capitalism

L. Wansleben: The Rise of Central Banks (H Soz Kult)