Von Ralf Keuper

Nach allgemeiner Auffassung war das Mittelalter eine Zeit ohne nennenswerte technologische Innovationen. Überschattet wird diese Epoche von Hexenvebrennungen, einer endlosen Zahl von Kriegen und der Pest, die die Menschen in der Blüte ihrer Jahre hinwegraffte. Schlechte Bedingungen für Forscherdrang und Experimentierfreude.

Mit diesem Vorurteil räumt Marcus Popplow in seinem Buch Technik im Mittelalter vielleicht nicht völlig auf, jedoch fügt er der gängigen Sicht einige wichtige Facetten hinzu, die in der Summe ein anderes Licht auf diese gar nich so finstere Epoche werfen. Technische Innovationen gab es in der Landwirtschaft, im Bergbau, im Militärwesen, im Handwerk (erinnert sei an den Buchdruck) und in der Energieversorgung zuhauf. Bis auf den Buchdruck vielleicht keine spektakulären Durchbrüche; gleichwohl wichtige, vorbereitende Schritte für spätere Epochen, insbesondere für die Industrialisierung.

Besonders eindrücklich gelingt die Beschreibung des Wesens der technischen Innovationen im Mittelalter am Beispiel der Energieversorgung und ihrer ausgeprägten Dezentralisierung:

Was somit für die Energieversorgung gilt – Dezentralität und Standortgebundenheit – kennzeichnet in vieler Hinsicht auch die Versorgung mit anderen agrarisch oder gewerblich genutzten Ressourcen im Mittelalter. Häufig blie…

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