In turbulenter Zeit wird die Bilanz wichtiger als die Gewinn- und Verlustrechnung; das heisst, das Management muss weniger um hohe Gewinne als um finanzielle Stärke bemüht sein und auf jeden Fall das Mindestmaß an Liquidität kennen, das das Unternehmen zur Erhaltung seiner Existenz benötigt. Die entscheidende Frage lautet also: Wie hoch ist das Arbeitskapital, mit dem unsere Firma eine neunzig- oder hundertzwanzigtätigige Krise überdauern kann? Nach diesem Zeitpunkt setzt dann zwar eine neue »Normalsituation« ein. Während der Krise muss allerdings die Gesellschaft in der Lage sein, sich ohne externe Hilfe über Wasser zu halten – oder aber sie riskiert einen Zusammenbruch. In unserer unruhigen Zeit kommt ein Unternehmen nicht umhin, sich darüber Gedanken zu machen, was es im Falle einer Krise, einer Kreditklemme oder einer plötzlichen Deflation tun könnte und würde. Daher muss sich die Unternehmensleitung mindestens ebenso um die Finanzkraft, Zahlungsfähigkeit und Liquidität kümmern wie um den Umsatz und die Marktstellung oder um die Innovation und die Gewinne. Liquidität ist zwar an sich kein Eigenziel, aber in unsicheren Zeiten wird sie zu einer Restriktion, die für das Überleben eines Betriebes entscheidend sein kann.

Quelle: Management in turbulenter Zeit, Autor: Peter F. Drucker