“Der Wunsch, Schüler mithilfe von Online-Tools und -Plattformen gut auszubilden, ist dringender denn je. Doch wie Justin Reich zeigt, wurden viele der jüngsten Technologien, von denen man sich eine radikale Veränderung der Schulbildung versprach, stattdessen auf eine Art und Weise eingesetzt, die die bestehenden Systeme und die damit verbundenen Ungleichheiten aufrechterhält.” – Wissenschaft

Befürworter des groß angelegten Lernens haben kühn versprochen, dass die Technologie die traditionellen Ansätze der Schulbildung aufbrechen, das Lernen radikal beschleunigen und die Bildung demokratisieren kann. Vielbeachtete Experimente, die oft von Unternehmern aus dem Silicon Valley finanziert werden, wurden an Eliteuniversitäten und in Grundschulen in den ärmsten Vierteln gestartet. Die Aufregung war so groß, dass die New York Times 2012 das “Jahr des MOOC” ausrief. Weniger als ein Jahrzehnt später scheint diese Ankündigung verfrüht.

In Failure to Disrupt: Why Technology Alone Can’t Transform Education liefert Justin Reich ein ernüchterndes Zeugnis über die neuesten vermeintlich transformativen Bildungstechnologien. Reich nimmt die Leser mit auf eine Tour durch MOOCs, Autograder, computergestützte “intelligente Tutoren” und andere Bildungstechnologien, deren Probleme und Paradoxien Pädagogen zu schaffen machen. Lerntechnologien – selbst solche, die kostenlos zugänglich sind – bieten wohlhabenden Schülern oft den größten Nutzen und tragen wenig zur Bekämpfung der wachsenden Ungleichheit im Bildungswesen bei. Und Institutionen und Investoren bevorzugen oft Programme, die sich schnell ausbreiten, aber auf Kosten echter Innovation. Es zeigt sich, dass die Technologie allein nicht in der Lage ist, das Bildungswesen umzukrempeln oder den schwierigen Weg des institutionellen Wandels zu umgehen.

Der Technologie kommt in der Zukunft des Bildungswesens eine entscheidende Rolle zu, schlussfolgert Reich. Wir brauchen nach wie vor neue Lehrmittel, und das Experimentieren im Klassenzimmer sollte gefördert werden. Erfolgreiche Reformbemühungen werden sich jedoch auf schrittweise Verbesserungen konzentrieren, nicht auf die nächste “Killer-App”.

Quelle: Failure to Disrupt. Why Technology Alone Can’t Transform Education