Von Ralf Keuper

Wolfgang Oppenheimer setzt mit seinem Buch Der Bankier des Königs einer Person ein Denkmal, die zu Unrecht den meisten Menschen heute unbekannt ist. Dabei handelte es sich bei Jacques Necker um eine der Schlüsselfiguren während der letzten Jahre des Ancien Regime unter Ludwig XVI.

Gebürtig aus der Stadt Genf und obendrein Protestant, griff der Hof um Ludwig den XVI nur ungern auf die Dienste des ausgewiesenen Finanzmannes Jacques Necker zurück. Dieser genoss in der Bankenbranche Europas als Inhaber eines erfolgreichen Bankhauses bereits einen exzellenten Ruf – insbesondere in England, dessen Finanzwesen und politischem System er sich besonders zugetan fühlte, was seine Stellung am französischen Hof erschwerte.

Dennoch war Necker ein Patriot, ein Franzose aus Überzeugung. Ohne sein Finanzgenie und diplomatisches Geschick wäre das Ancien Regime gewiss schon früher zusammengebrochen. Abgesehen davon war Necker ein brillanter Schriftsteller. Ein Talent, das seine deutlich berühmtere Tochter, Madame de Stael, von ihm geerbt hat.

Seine Schrift über die Finanzverwaltung des Staates war zum Zeitpunkt ihres Entstehens einzigartig. Ebenso ungewöhnlich war, dass Necker die Finanzlage des französischen Staates in einem Rechenschaftsbericht der Öffentlichkeit zugänglich machte, zu einem Zeitpunkt, als Transparenz in Angelegenheiten der Regierung, noch dazu in einem absolutistischen Staat, ein Fremd- bzw. Unwort war.

Die 100.000 kostenlosen Exemplare fanden in der franz…

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